Der Klabautermann

Einen Klabautermann gibt es auf jedem Schiff. Er ist derjenige, der immer dann Schuld ist, wenn es niemand anderen an Bord gibt, der diese auf sich nehmen möchte.
Also verwickelte Leinen, unauffindbare Brillen, offene Fenster beim Fahren und noch tausend andere Dinge.

Natürlich haben auch wir hier an Board so ein Kerlchen.
Was er sich allerdings in der Nacht vom 18.8. zum 19.8. geleistet hat, war schon ein Meisterstückchen.

Wir ankern in einer wunderschönen Bucht – und lassen den Tag mit einem Gläschen Wein auf unserer Terrasse ausklingen.

Unser Ankerplatz ist nicht besonders gut geschützt, aber der Wind ist schlafen gegangen und wir tun es ihm gleich. Wie wir beide so in unseren Träumen gefangen sind, werden wir unsanft aus diesen gerissen. Der Motor im Steuerbordrumpf – er ist ungefähr 0.5 Meter hinter unseren Köpfen wenn wir schlafen – beginnt um 5:30 Uhr zu laufen. Wie der Blitz sind wir aus der Koje und draußen.
Natürlich denken wir, dass außer uns noch jemand am Schiff sein muss, der den Motor gestartet haben muss. Aber es ist niemand zu sehen – ich leuchte mit der Taschenlampe ums Schiff – alles ruhig – wir hängen nach wie vor alleine auf unserem Ankerplatz – nur der Motor läuft – das heißt – eigentlich läuft er nicht richtig er stottert eher und als Edi den Motordeckel öffnet, raucht und stinkt es fürchterlich. Ein Blick über die Bordwand zeigt, dass die Wasserkühlung nicht funktioniert – das hält er nicht lange aus.

Da die Motorelektrik ihren Geist aufgegeben hat und ein Abstellen des Motors so nicht möglich ist, versucht Edi durch das Abschalten der Hauptstromzufuhr einen Kabelbrand zu verhindern. Damit verändert er die Situation grundlegend, denn, aus unverständlichen Gründen, funktioniert jetzt die Wasserkühlung und unser Motor läuft ganz rund – so wie er soll.
Nicht zu fassen – schaltet sich das Ding von ganz alleine ein – wir sind beide etwas ratlos was wir tun sollen. Da auch die Motorelektronik unserer zweiten Maschine keinen Bieps von sich gibt wollen wir den Motor nicht abschalten und holen den Anker auf um zur Marina auf der anderen Seite der Bucht zu fahren. Falls wir Hilfe benötigen, ist diese dort sicher besser und schneller zu bekommen.
Vor dem Anlegen am Marinasteg versuchen wir noch einmal den zweiten Motor zu starten und siehe da – es funktioniert. Kurz haben wir zwei laufende Motoren, aber wirklich nur kurz, denn fast gleichzeitig mit dem starten des Motors auf der Backbordseite gibt der andere seinen Geist auf und stirbt wieder ab. Nach dem Anlegemanöver – es ist mittlerweile 7 Uhr morgens – legen wir uns noch für ein Stündchen in die Koje, denn wir wissen, dass vor 9 Uhr hier ganz sicher niemand zu erreichen ist.

Um es kurz zu machen: es waren wieder beide Steuergeräte der Motoren defekt und bei dem Motor, der sich selbständig eingeschalten hat, mussten auch noch einige verschmorte Kabeln getauscht werden. Den wirklichen Grund für unsere nächtliche Motorpartie weiß aber nur unser Klabautermann. Vielleicht hatte er eine Verabredung in Bajona, denn dort mussten wir dann wegen der Reparatur eine Woche pausieren. Aber schließlich sind wir ja in Urlaub und Bajona ist auch ganz nett.

4 Kommentare »

 
  • Hallo Ihr beiden,
    freuen uns jedes Mal, wenn es etwas neues von Euch zu lesen gibt !
    Hoffen, daß es das ganze später auch als Buch geben wird, sind sichere Käufer !
    Für Eure weitere Tour alles, alles Gute, weniger Klabautermänner und immer eine Handbreit …….usw.
    Liebe Grüße
    Klaus + Karin

  • Administrator sagt:

    Danke für die Grüße von der „Pensionistenrunde“. Vollmatrose ist längst zur Meisterköchin befördert worden, die vom Einkauf bis zur Schriftführerin alle Arbeiten am Schiff erledigen kann. Zusätzlich Ausflugs- und Routenplanung bis zur Navigation – es gibt immer viel zu tun am Schiff – und Matrosen gibt es nur eine(n).
    Natürlich freuen wir uns immer über Kommentare auf der Homepage – vermittteln sie doch den Eindruck, die Seiten werden auch gelesen.

  • Hallo Edi ja,ja so ein Klabautermann hat es in sich. Bei einem Törn mit Peter hat er mir eine ganze Tafel Schokolade weg gefressen.

    Aber wie geht es Euch? Grüsse ausgerichtet und bin beauftragt worden, zurück zu grüssen. Also schönen Gruss an Kapitän und Vollmatrose oder schon befördert?

    Edi bis zum nächsten Mal, wenn ich nicht schreiben soll, sage es mir bitte.

    Hänschen.

  • Flo sagt:

    ich hab mir nochmal alles durchgelesen und muss sagen sehr schön geschrieben Mütterchen! Auch die Fotos sind sehr schön! Weiter so 😀

    kisses hel Flo