Zurück in die Südsee

Nach 10 Tagen ungewollten Aufenthalts in der Town Basin Marina Whangarei und mit einem neuen Starter und zwei neuen Motor-Steuergeräten – immerhin die 7. und 8. Box in drei Jahren – wollen wir langsam wieder Vertrauen zu unseren Motoren gewinnen und beschließen, erst einige Tage in Richtung Norden, nach Opua, zu segeln um von dort nach Tonga auszuklarieren.

Ade Whangarei

Ade Whangarei

Gerade als wir die Bucht von Whangarei verlassen und auf die offene See hinausfahren, läutet unser Handy und ein Immigration-Beamter aus Auckland teilt uns freundlich, aber bestimmt mit, dass die Visumverlängerung zum jetzigen Zeitpunkt – da unser altes Visum abgelaufen und wir daher illegal im Land seien – 300 NZD pro Person kosten würde. Mangels Alternative weiß ich nicht, was ich darauf sagen soll – und so gibt mir der freundliche Beamte eine Woche Zeit, „uns den Antrag nochmals zu überlegen“.

letzter Ankerplatz in Neuseeland

letzter Ankerplatz in Neuseeland

Das soll wohl heißen, wenn wir binnen einer Woche das Land verlassen, würde er den Antrag einfach negieren – was uns rund 400€ sparen würde. Wir beeilen uns daher nach Opua zu kommen und haben auch Glück mit dem notwendigen „Wetterfenster“ für die Fahrt nach Nordosten. Im letzten Tageslicht des 1 .Mai helfen uns Freunde beim Anlegen in der bereits geschlossenen Marina und am nächsten Tag geht es mit etwas flauem Gefühl zum Ausklarieren. Unsere Visa sind schon seit 15 .4. abgelaufen – aber das interessierte zum Glück den Customs-Officer gar nicht. Binnen 30 Minuten sind wir „frei“ – rasch noch an die Tankstelle (natürlich zollfrei!) und nichts wie weg.

Tschau Antje

Tschau Antje

Für neuseeländische Verhältnisse herrscht eine „nice brise“ – kräftiger S-Wind, 20-25 Knoten, in Böen bis 30 kn – nicht unbedingt das, was sich ein entwöhnter Magen der Bordfrau wünscht.
Im 2 .Reff rauschen wir mit 8 kn die Bay of Islands hinaus, in die wir erst gestern bei deutlich schwächerem Wind hinein gekreuzt sind. Leider ist es empfohlene Praxis Neuseeland bei kräftigem Südwind zu verlassen, um Meilen nach Norden zu machen. Wer den Wind an der Vorderseite eines kräftigen Hochs nicht nützt um wegzukommen, wird bald vom Hoch eingeholt, steckt erst in der Flaute, bevor die Rückseite des Hochs und das meist unmittelbar darauf folgende Tief den Wind auf die Nase lenken.

Neuseeland verschwindet im Kielwasser

Neuseeland verschwindet im Kielwasser

Doch von Flaute keine Spur – auch wenn der Wind in der Nacht etwas schwächer wird – die Wellen bleiben hoch – viel zu hoch, nach Meinung der danieder liegenden Bordfrau. Erstes erklärtes Ziel in den Tropen soll Nuku’alofa, die Hauptstadt Tongas sein, die wir am 9.11.2011 nach kurzem Stopp verlassen haben. Uns hat Tonga sehr gut gefallen und so wollen wir heuer nochmals dorthin, weiter nach Samoa im Norden und über Wallis und Fortuna nach Fidschi.

wir segeln in die Nacht

wir segeln in die Nacht

Taktisch ist alles klar: in den Tropen haben wir mit Passatwinden aus O zu rechnen, der Wind um das „Big Fat High“ wird ebenfalls nach SO und O drehen – wir werden also von Beginn weg etwas Ost machen, um dann kurz vor Tongatapu nicht so hart am Wind segeln zu müssen. Wir fahren daher ca. 10° höher als der direkte Kurs und kommen gut voran – jeweils 174 sm an den beiden ersten Tagen – trotzdem können wir die 1100 sm bis nach Tongatapu nicht „in einem Hoch“ schaffen, würden den Wind gegen Ende dann von vorne haben und wollen daher einige Tage Pause auf den Kermadec-Islands machen.

ein Morgengruß

ein Morgengruß

Bei 25kn Grundwind laufen wir im 2. Reff auf Halbwindkurs um die 9 Knoten Schnitt, was zwar den Navigator und das ETA freut – das Leben an Bord ist aber recht unkomfortabel machen. Schiff und Mannschaft können einen leidtun – der Ausguck erfolgt nur noch von innen – der Steuerstand wird vom Skipper verweigert – Salzwasserdusche folgt auf Salzwasserdusche – die von der Seite kommenden massiven Wellen drücken beim Fenster am BB-Rumpf vorne immer wieder Wasser durch die Dichtung. Insgesamt fast 5 l Salzwasser im gut gefüllten Stauraum – wie werden wir die Dinge da drinnen wieder salzfrei bekommen? – und wir waren der Meinung, in NZL alle Fensterdichtungen kontrolliert, getauscht bzw. gereinigt zu haben.

da will keiner raus

da will keiner raus

Sogar der durch die Sprayhood gut geschützte Plotter wird vom Salzwasser nicht verschont. Obwohl scheinbar perfekt abgedichtet, findet das Salzwasser einen Weg in die Elektronik und erst in Nuku’alofa kann ich mit viel Mühe die Salzrückstände auf den Platinen entfernen.

Atempause

Atempause

Die Kermadecs sind Neuseeländisches Hoheits- und Naturschutzgebiet – betreten ist nur mit eigener Bewilligung gestattet, welche wir nicht beantragt haben. Aber ankern ist erlaubt und nach nur drei Tagen – genau 71 Stunden – fällt der Anker in den Sand an der W-Seite von Raoul-Island – und die Crew erwacht bald zu neuem Leben.

tolle Kulisse

tolle Kulisse

Die Ruhe und Einsamkeit auf den Kermadecs ist, so angenehm wir dies auch empfinden, von dem Wissen überschattet, dass in einigen Tagen ein Tief über uns ziehen wird, mit (angesagten) 30 kn Wind, Regen und einer Winddrehung, die uns zum Wechseln des Ankerplatzes zwingen wird. Sehr froh hingegen sind wir über die angenehmen Temperaturen, die sogar ein Abtauchen nach dem Anker zumutbar machen – vor allem am 2. Ankerplatz sehr beruhigend.

das waren die Kermatecs

das waren die Kermatecs

Nach 5 Ruhetagen ohne Landgang, aber mit Schnorcheln und Hai-Sichtungen, legen wir bei W-Wind um 15:30 Uhr noch im Regen ab – im Vertrauen, dass das Tief durch ist, der Luftdruck steigt und es bald aufklaren wird. Wir hoffen diesmal auf eine etwas ruhigere Überfahrt von 530 sm, schaffen im 1. Reff trotzdem wieder 173 sm in den ersten 24 Stunden, dann wird der Wind schwächer und dreht nach S. Trotz Spi und Handsteuerung sinkt unser Etmal auf 118 sm (in Richtung zum Ziel) – wir fahren wieder höher, um den erwarteten O-Wind nicht zu spitz zu bekommen.

in den Sonnenuntergang

in den Sonnenuntergang

Mit scheinbar halben Wind können wir den schwachen Wind (um die 10 kn) am 3.Tag gut nützen und nähern uns der Hauptstadt Nuku’alofa natürlich so, dass eine Ankunft bei Nacht unvermeidlich erscheint. Um zu bremsen, binden wir bereits bei 15 kn Wind das 2.Reff ein – der Wind quittiert das mit einer Zunahme auf 20-24 kn und wir fahren wieder unsere 7-8 Knoten. Um Mitternacht kommt das Groß dann ganz weg – gut, dass wir genug Höhe haben, um jetzt nicht hart an den Wind gehen zu müssen.

Segeln ist schön

Segeln ist schön

Mit teilweise eingerollter Genua treiben wir langsam in Richtung der Hauptinsel Tongatapu und fahren im ersten Tageslicht durch die enge Rihapassage. Um 7 Uhr NZL-Zeit – in Tonga ist es schon eine Stunde später – legen wir an der Tankstelle in Nuku’alofa an, die auch als Zollanleger verwendet wird. Bald kommen die vier Beamten an Bord und nach kaum einer Stunde ist der „offizielle“ Teil vorbei – wir sind legal im Königreich Tonga eingereist.

endlich wieder Südsee

endlich wieder Südsee

Auf den 1.092 gefahrenen Seemeilen – 1.058 sm wären es auf direktem Kurs gewesen – in 6,5 Tagen haben wir recht angenehme Bedingungen für die gefürchtete Rückkehr in die Tropen aus NZL vorgefunden. Auch wenn der Wind immer wieder kurz über 30 kn anstieg, kam er doch immer von der richtigen Richtung und EINE Halse, keine Wende und keine Motorstunde in einer Woche Segeln sprechen eine deutliche Sprache.

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