Zu den Galapagos-Inseln

02.04. – 10.04.2011

wieder unterwegs

wieder unterwegs

Unsere erste Etappe im Pazifik von Panama City zu den Galapagos hat unter den Seglern, einen denkbar schlechten Ruf. Die direkte Strecke ist zwar „nur“ 850 sm lang, doch müssen wir mit langen Leichtwindtagen und – auf Grund von Gewittern – vielen Segelmanövern rechnen.

Die „tropische Konvergenzzone“, im Volksmund „Kalmen“ genannt, ist im Osten des Pazifiks besonders stark ausgeprägt und kann sich bis 5° nördlich und 5° südlich des Äquators ausbreiten, was dann einer Länge von 600 sm entspräche – würde man diese Zone genau von N nach S durchfahren, was ja leider nicht der Fall ist. Jedenfalls erfordert diese Strecke meist viel Sprit und spätestens jetzt wird es sich herausstellen, ob unsere Cul8r wirklich auf die allseits üblichen Kanister an Deck verzichten kann – oder eben windlos „verhungern“ wird – bildlich gesprochen.

ein neuer Tag bricht an

ein neuer Tag bricht an

Einziger unwidersprochener Tipp für die Passage bleibt, auf die oft recht kräftigen nördlichen Winde zu warten und sich mit dem Strom in der Bucht von Panama weit nach S schieben zu lassen, um zumindest an den ersten Tagen Meilen zu machen und Sprit zu sparen.

Aber wir sind bekanntlich nicht gut im Warten und die äußeren Umstände in Esmeralda – siehe Bericht – haben uns bei fast keinem Wind ablegen lassen. „Warten“ können wir in der Flaute auch, dafür müssen wir uns keinen neuen Ankerplatz suchen.

ein Tölpl kommt zu Besuch

ein Tölpl kommt zu Besuch

Bei kaum 5 kn raumer Wind nehmen wir um 10:00 Uhr erst Kurs S und siehe da, am Nachmittag wird der Wind zu einem solchen, wir setzen den Spi zum Groß und kommen langsam in Fahrt. Das von der Mannschaft verlangte Bergen des Spis kurz nach Sonnenuntergang fällt diesmal nicht schwer – der Wind frischt bereits auf bis zu 20kn auf und es ist Zeit auf Groß+Genua umzurüsten.

Immer noch der Meinung, dass sich der Wind bald legen wird, rollen wir bei 25kn die Genua ganz weg und lassen das Groß ungerefft – eine absolut unübliche Besegelung auf der Cul8r. Erst in meiner Wache ab 03:00 Uhr rolle ich die Genua wieder aus – bis dahin hatten wir bis zu 28 kn Wind von hinten – dies bei einer Prognose von nicht mehr als 5 kn. Zwar lässt der Wind am 2.Tag dann deutlich nach, aber unser erstes Etmal von 139 sm hätten wir nie erwartet – es blieb auch unserer bestes auf dieser Passage.

die Ausbeute einer Nacht

die Ausbeute einer Nacht

Die nächsten Tage verlaufen ohne besondere Höhepunkte, der Wind wird wie angekündigt immer schwächer, der Motor immer mehr eingesetzt und die Etmale pendeln um die 100 sm. Überrascht sind wir von den vielen Kontakten, die wir am Funk knüpften können.

Jeder am Horizont auftauchende Segler, wird auf Kanal 16 angefunkt und meist entwickelt sich daraus ein nettes Gespräch. Wir tauschen Erfahrungen und Wetterberichte aus, und sprechen über gemeinsame Bekannte, die ebenfalls unterwegs sind.

Auch in den diversen Funkrunden (auf SSB) können wir uns davon überzeugen – nicht alleine auf großer Fahrt zu sein. Im nächsten Hafen, einige Tage später, lernen wir dann die Menschen zur Stimme kennen – irgendwie nett, wenn man von einigen Nachbarn am Ankerplatz schon deren Geschichte kennt.

Funkrunde

Funkrunde

An Bord herrscht längst Routine, keine besonderen Vorkommnisse, bis am 7. Tag bei 5 kn (!) Wind das Groß recht rasch den Weg nach unten findet. Großfall gebrochen! Was ich am Atlantik unbedingt verhindern wollte, passiert gleich am Beginn des Pazifiks. Wir dachten, das in Annapolis entdeckte Kevlar-„Verhüterli“ sollte die bekannte Scheuerstelle, den Austritt des Falls am Mast, schützen. Tat sie auch von Annapolis bis nach Cienfuego in Kuba, wo ich letztes Mal im Mast war und keinerlei Scheuerspuren entdeckte.

Seit damals sind wir 2.300 sm gefahren, nur 800 davon bei kräftigem Wind. Vermutlich ist der genähte Tackling aufgegangen und das Verhüterli hat sich verschoben, damit war das Fall wieder ungeschützt. Das hätten wir mit dem Fernglas von unten sehen müssen – da waren wir nachlässig.

windloser Sonnenuntergang

windloser Sonnenuntergang

Also Plan B – die Dirk ist ja unser altes Großfall – und keine 5 min später steht das Groß wieder dort, wo es hingehört – nur nicht übersetzt und kaum durchgesetzt – es soll ja nicht gleich wieder brechen. Die Herausforderung kommt erst in San Cristobal auf uns zu – Großfall von oben einfädeln und unten wieder „herauskitzeln“ – keine guten Aussichten für den baldigen Landfall.

Langsam und wieder einmal zu langsam nähern wir uns Baquerizo Moreno, dem Einklarierungshafen auf San Cristobal, eine Ankunft bei Tageslicht geht sich nicht mehr aus und warten vor der Einfahrt wollen wir auch nicht.

Ecuator wir kommen

Ecuator wir kommen

Der glorreiche Gedanke entstammt der Bordfrau, die es einfach satt hat, wieder bei Dunkelheit in einem fremden Hafen zu ankern. Wir suchen uns vor Einbruch der Dunkelheit einen Ankerplatz auf San Cristobal und fahren am nächsten Tag recht früh gleich weiter. Bei dem ruhigem Wetter sicher machbar – die Behörden werden uns nicht fressen, falls sie uns erwischen. Kann allerdings teuer werden – im ungünstigsten Fall.

Nach 8 Tagen und 7 Stunden fällt der Anker im NW der Insel San Crsitobal, in einer Bucht mit dem Namen „Caleta de Tortuga“. Zwar sehen wir keine Schildkröten, aber Seehunde und Tölpel stellen sich bald ein und wir bewundern die ersten Vulkankegel auf den Galapagos-Inseln – wir sind gut angekommen.

die ersten Vulkane

die ersten Vulkane

Die fehlenden 15 sm bis Baquerizo Moreno schaffen wir am nächsten Tag spielend, wenn auch teilweise mit Motor, und ankern als 23ter Segler in der gut geschützten Bucht vor dem Hafen. Mit den insgesamt 28 Motorstunden sind wir recht zufrieden – das entspricht in etwa dem Viertel des Tanks – damit ist ein Nachtanken auf den Galapagos zu den überhöhten Touristenpreisen nicht unbedingt notwendig.

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