Ankergeschichten

immer gerne vor Anker

immer gerne vor Anker

Wir haben bekanntlich in Frankreich 2009 einen 25kg Rocna-Anker gekauft – eine Weiterentwicklung des deutschen Bügelankers, der zwar nicht gerade billig war, aber in amerikanischen Tests hervorragend abgeschnitten hat. Doch schon im ersten Jahr, in den Bahamas verbog sich der Schaft bei einer Winddrehung in einem Gewitter. Auf unsere Email an den Hersteller erhalten wir das Angebot, den verbogenen Anker gegen einen neuen auszutauschen.

kräftig verbogen

kräftig verbogen

Zur Sicherheit wollen wir damals lieber die nächste Größe und so bekommen wir unseren neuen 33kg Rocna Anker nach Virginia/USA geliefert. Der Aufpreis für die nächste Größe und die Transportkosten in Höhe von rund 360 USD gehen zu unseren Lasten.

Rocna Nr. 2

Rocna Nr. 2

Von Beginn an sind wir mit der Haltekraft unseres Ankergeschirrs immer zufrieden. Besonders der kurze Weg, bis sich der Anker eingräbt, ist beim Schnorcheln leicht zu sehen und hat uns immer beeindruckt.

tief vergraben

tief vergraben

Im Gespräch mit anderen Seglern erfahren wir dann 2012 in Tonga, dass Rocna seine Fertigung 2009 nach China verlagert hat. Daraufhin informieren wir uns im Internet und finden dort den Hinweis, dass die Fa. Rocna von Canada Metal Pacific (CMP) aufgekauft worden ist und in Neuseeland nur mehr ein Auslieferungslager unterhält. Die Produktion wurde nach China verlegt und die ersten Anker der neuen Produktionsstätte bestanden aus minderwertigem Material, welches später jedoch angeblich verbessert wurde.

manche brauchen gar keinen Anker

manche brauchen gar keinen Anker

Diese Informationen verunsicherten uns zwar ein wenig, allerdings wähnten wir uns mit unserem doch etwas zu groß dimensionierten Anker immer noch auf der sicheren Seite.

Während unserer Neuseeland-Rundreise bekommen wir dann von einem Australischen Redakteur eine Email – mit der Frage, ob sich der verbogene 25kg Anker noch in unserem Besitz befindet. Er sei auf der Suche nach „besonders schlechten Modellen“ und hat den Verdacht, dass wir ein solches erstanden hätten.

sieht mächtig aus

sieht mächtig aus

Sein Interesse daran ist so groß, dass er uns ein sehr attraktives Angebot vorlegte. Wenn wir den 25kg Anker nach Auckland in ein Labor zu einer zerstörenden Prüfung bringen, können wir uns dafür einen neuen Anker bei einem anderen Herstellers – Manson – aussuchen und zusätzlich übernehme er die Kosten eines Härte-Tests unseres 33kg Ankers.

Da uns der 25kg Anker ohnehin im Weg ist – nur zum wegwerfen war er uns doch zu schade – und wir schon längere Zeit mit der Anschaffung eines leichten Alu-Ankers (als Heckanker).

Knick im Schaft

Knick im Schaft

Beim Einladen ins Auto bemerkten wir dann, dass auch der große Rocna – unsere Nr 2 – am Schaft, wo der Schäkel ansetzt, ein wenig verbogen ist. So machen wir uns dann mit unseren beiden Rocna`s im Kofferraum – nach vorheriger Terminvereinbarung – auf den Weg ins Labor nach Auckland. Dort wird Gewissheit, was wir schon vermutet haben, beide Anker sind von der gleichen – sehr schlechten – Stahlqualität.

der Härtetest

der Härtetest

Wieder wenden wir uns in einer Email an die Firma Rocna mit der Schilderung des Sachverhaltes und beigefügten Fotos – ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Schließlich hat Canada Metal Pacific die lebenslange Garantie gegen Verbiegen von Rocna übernommen. Auch diesmal sagte CMP den Tausch unseres fast 2 Jahre alten 33 kg-Ankers zu – angeblich auf eine bessere Qualität. Wieder seien von uns nur die Transportkosten zu übernehmen – rund 35 NZD.

unser chinesisches Qualitätsprodukt

unser chinesisches Qualitätsprodukt

In der Zwischenzeit hat sich unser Journalist allerdings mit CMP in Verbindung gesetzt und denen erklärt, was sie denn für Schrott an die Segler verkaufen – 2x verbogen und überhaupt. Das dürfte bis in die Chefetagen gelangt sein – jedenfalls bekommen wir daraufhin eine wirklich „Sch…freundliche“ persönliche Email vom Präsidenten, der sich, no na, zwar über die reißerischen Journalisten beklagt – aber „natürlich alles“ tun will, um seine Kunden zufrieden zu stellen. Er ist auch bereit, uns alle angefallenen Kosten, also sowohl die Kosten für den ersten Transport als auch die für das Upgrade zu ersetzen.

einer unserer schönsten Ankerplätze

einer unserer schönsten Ankerplätze

Das geforderte Zertifikat über die Festigkeit des neuen Rocnas Nr.3 haben wir zwar bis heute nicht erhalten, aber unsere Cul8r hängt wieder an neuer Kette und neuem Anker, beides in hoffentlich besserer Stahlqualität und zusätzlich ruht ein leichter Alu-Anker von Manson in unserem Ankerkasten und wartet auf seinen ersten Einsatz.

ein Neuseeland-Rocna

ein Neuseeland-Rocna

Zusätzlich dazu sind uns wirklich alle angefallenen Kosten in Form einer Gutschrift bei einem Marineshop, wo auch der Anker getauscht wurde, ersetzt worden.

Für technisch Interessierte – oder Betroffene, die ebenfalls einen Rocna-Anker ihr eigen nennen und gerne wissen wollen, woran sie sind – die Details zur Unterscheidung:

das chinesische Gegenstück

das chinesische Gegenstück

„Original Rocnas“ wurden bis Ende 2008 in NZ aus dem sehr hochwertigem Stahl „Bisplate 800“ geschweißt und gebogen – specific high-tensile, liquidquenched plate steel with ultimate tensile strength of 800 megapascals (mpa). Auch für Laien erkennbar sind die „Originalen“ an den Schweißnähten – die in China gefertigten sind gegossen und an der Aufschrift „ROCNA“ am oberen Ende der Flunken erkennbar. Die ersten „Chinesischen“ waren aus Q420-Stahl hergestellt – maximale Zugfestigkeit um die 420 mpa – auf Grund vieler Beschwerden aber dann 2010 auf Q620-Stahl umgestellt (ca 620 mpa). Die Änderung der gegossenen Stahlqualität ist allerdings optisch – zumindest für mich – nicht erkennbar. Wenn man den Berichten in „Yachting Monthly“ Glauben schenken darf, zeigt sich die Q420-Qualität bald in optischen Verformungen – und ein Austausch nach 2010 sollte zu der jetzt üblichen „mittleren“ Qualität Q620 führen, die angeblich – zumindest nach Ansicht von CMP – fester als jede gängige Kette sein soll.

das wollen wir nicht missen

das wollen wir nicht missen

Alles in allen sind wir jedoch mit unserem Rocna zufrieden und hoffen, dass das nun verwendete Material den wirklich guten Halteeigenschaften gerecht wird.

Kommentar

 
  • Michael Grimus sagt:

    Hallo,
    ich kann kaum glauben, was ich gelesen habe!
    Gute Ratschläge bekommt ihr wahrscheinlich eh in Hülle & Fülle, wir wünschen euch für euer “ Heimkommen“ auf jeden Fall alles Gute und freuen uns auf ein Wiedersehen!
    Michael & Familie

 

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