Erster Versuch

der Hafen von Auckland

der Hafen von Auckland

Geplant war, Neuseeland bis zum 15. April zu verlassen, da wir am 15. Jänner letztmals aus Österreich kommend eingereist sind und wir uns ohne weitere Formalitäten drei Monate im Lande aufhalten dürfen. Wollen wir länger bleiben, müssen wir um ein Visum ansuchen, d.h. 20 (!) Seiten Papier ausdrucken und von Hand ausfüllen, zur Angabe der persönlichen Daten müssen auch Fragen über Gesundheit, gesellschaftspolitischer Einstellung bis zur Ableistung des Wehrdienstes beantwortet werden.

was nicht verwachsen ist ...

was nicht verwachsen ist ...

Beizulegen sind dann noch aktuelle Fotos, Kontoauszug der Bank als Einkommensnachweis, und natürlich die Daten der Kreditkarte, von der die Kosten des Visums 140$ eingezogen werden. Das ganze Paket wird per eingeschriebener Briefsendung nach Auckland gesandt und dann dauert es angeblich nur 1-3 Wochen ehe eine postalische Antwort zugestellt wird. Dieses Prozedere klingt für uns nicht sehr attraktiv – was mit ein Grund war, dass wir bis Mitte April abreisen wollten.

 ... rostet oder

... rostet oder

Leider verzögern sich die Arbeiten am „Trockendock“ auf Grund von Wetter und Auftreten diverser kleinerer Probleme. Überraschend und am aufwändigsten zeigte sich dabei die Reparatur des total korrodierten Gehäuses unserer Ankerwinsch. So sieht „salzwasserbeständiges Aluminium“ nach weniger als drei Jahre aus!

... korrodiert!

... korrodiert!

Aus den geplanten zwei werden dann genau vier Wochen ehe unsere Cul8r am Gründonnerstag (5. April) wieder Wasser unter die Kiele bekommt. Da wir über Ostern keinen Platz in der Stadtmarina bekommen, verbringen wir einige Tage am Anker in der Bucht von Whangarei und genießen das überraschend schöne Osterwetter.

endlich wieder im Wasser

endlich wieder im Wasser

Ab 10. April gibt es denn einen Stegplatz für uns und es wird höchst Zeit unsere Zelte in Neuseeland abzubauen. Erst muss das Auto wieder weg – es hat uns gute Dienste geleistet – und mit der vereinbarten Rückkaufgarantie sollte das ja kein Problem sein.

ein Platz am Steg

ein Platz am Steg

Deshalb fahren wir am Dienstag die 85 km zu unserem Verkäufer nach Opua – um leider erst dort bei der verlangten Überprüfung festzustellen, dass wir kein „Pickerl“ bekommen würden, weil die ABS-Kontrolleuchte nicht erlischt. Daher kein Rückkauf, sondern wieder zurück in die Whangarei zu einer KFZ-Werkstätte. Mit größtem Entgegenkommen und nur dank der Freundlichkeit der Neuseeländer ist es möglich binnen zwei Tagen einen gebrauchten (!) ABS-Sensor für unseren alten Mazda aufzutreiben und einzubauen. Am Freitag den 13. (!) erfolgt dann der Rückkauf des Autos ohne Probleme und der Bus bringt mich wieder zurück nach Whangarei.

die letzte Fahrt mit unserem roten Flitzer

die letzte Fahrt mit unserem roten Flitzer

Trotzdem zeigt der Freitag, der 13, Wirkung: Ich treffe in Opua Bernd von der ELBE, der mir von seinem kapitalen Kupplungsschaden an seiner Bavaria 34 erzählt. VOLVO hätte angeblich die Ölsorte im Antrieb geändert – SAE 15W40 Motoröl statt ATF-Öl, das in der Betriebsanleitung verlangt wird. ATF zerstöre die Kupplung – so seine Warnung. Obwohl schon längst aus der Garantie habe VOLVO die gesamten Kosten der Reparatur übernommen. Bernd hat den gleichen D1-30 Motor und den gleichen Saildrive-Antrieb wie wir – auch seiner ist aus 2009 – so wie die unseren.

dort lagen wir vier Wochen am Trockenen

dort lagen wir vier Wochen am Trockenen

Nun ist guter Rat teuer. Sollen wir mit dem Wissen Neuseeland verlassen, dass jederzeit auf entlegenen Inseln ein Kupplungsschaden drohen kann? Würde VOLVO auch unsere Kupplungen austauschen? Oder sollen wir nur das Öl ändern – was ein neuerliches Herausheben oder zumindest ein Trockenfallen bedeuten würde? Was sagt das Internet dazu?

trübe Stimmung an Bord

trübe Stimmung an Bord

Einfach so abzulegen, nur weil das Visum abläuft, kommt nicht mehr in Frage. Wir wollen zumindest die Meinungen von VOLVO (A, D, NZ) einholen und müssen daher erst den Zoll „bezirzen“, damit wir unsere Ausreise noch ein paar Tage hinausschieben können.
VOLVO macht uns klar, dass keine Rückrufaktion stattgefunden hat – nur im Falle eines Schadens werden auf Kulanz bis zu 48 Monate nach Kaufdatum die Kosten erstattet. Mechaniker erzählen dann, dass der empfohlene Öltausch auch nicht immer ohne böse Konsequenzen geblieben ist – es wurden schon Kupplungen von bestimmten Additiven in den Motorölen zerstört. Ein Ölwechsel sei daher nur zu empfehlen, wenn die Schaltung „hakelt“ oder nicht leichtgängig funktioniert.

die See ruft

die See ruft

Wir entschließen uns vorerst NICHTS zu tun, weiter vorsichtig und langsam zu schalten und hoffen, dass wir auf Grund des relativ schwachen Motors, unseres nur zweiflügeligen Propellers – bei drei Flügel mehr Schub = mehr Belastung – und der wenigen Motorstunden (440 pro Motor) von Schäden verschont bleiben.

So verstreichen Montag und Dienstag mit Verunsicherung, immer ein Auge auf das Wetter achtend wird fleißig gebunkert und gestaut und das Ausklarieren für Donnerstag an der Tankstelle der Marsden Cove Marina vereinbart, wo unsere CUL8R mehr als 3 Monate auf uns gewartet hat.

los geht es!

los geht es!

Am Donnerstag geht’s dann schon um 7:45 Uhr los – bei Hochwasser aus unserem recht engen Liegeplatz heraus, mit auslaufender Tide schieben uns die Motoren in zwei Stunden in die Marsden Cove Marina – wo die Stb-Maschine mitten im Anlegemanöver den Betrieb einstellt und abstirbt. Die elektronische Anzeige blinkt noch einige Male, bevor sie ganz erlöscht und kaum eine Minute später beginnt die Stb-Maschine wieder zu laufen – allerdings ohne Anzeige am Display und damit ohne der Möglichkeit den Motor vom Steuerstand wieder abzustellen.

Zum Glück schon in einer Box öffne ich rasch den Deckel zum Motorraum und stoppe den Motor mit dem Notaus-Hebel, um sofort festzustellen, dass die Elektronik massiv Strom zieht und die Kabel zu stinken und rauchen beginnen. Sofort den Motor vom Strom zu trennen ist jetzt wichtig – aber diesbezügliche Erfahrung habe ich ja schon seit dem ersten Jahr, wo uns in Bajona (ESP) der gleiche Motor in der Nacht durch Anspringen unsanft geweckt hat.

die Steuerbox war - brandheiß

die Steuerbox war - brandheiß

Noch am selben Tag schickt uns die VOLVO-Werkstatt aus Whangarei einen Techniker, der allerdings nur feststellen kann, dass erwartungsgemäß wieder die Blackbox (es ist bereits unsere 5.) den Geist aufgegeben hat – sie ist verschmort. Dass zusätzlich noch der Starter nicht zu drehen ist, hat uns allerdings schon überrascht und verteuert die Sache maßgeblich.

die selbe Marina ein neuer Platz

die selbe Marina ein neuer Platz

So fahren wir mit nur einem Motor – schon angenehm, wenn man zwei davon hat – zurück in die Stadtmarina, warten auf eine kostspielige Reparatur und beantragen jetzt doch noch die 20-seitge Visumverlängerung, von der wir nicht wissen, ob sie noch gewährt und wenn ja, ob sie mit Strafe belegt wird. Schließlich hätte der Antrag schon ein Monat vor Ablauf erfolgen sollen. Der erste Versuch der Ausreise ist damit endgültig abgebrochen – und wenn wir uns jetzt die Windprognosen ansehen, sollten wir vermutlich froh sein darüber. Ein 1036mb Hoch über Neuseeland lässt einiges an Wind erwarten und die Fahrt wäre zweifelsfrei recht ruppig geworden.

die Kiwis halten uns fest

die Kiwis halten uns fest

Also bleiben wir nach dem Motto – Neuseeland lässt uns einfach nicht los – noch ein wenig hier.

2 Kommentare »

 
  • Claudia sagt:

    Hallo!

    Na ja, mit gutem Zureden und neuseeländischer Facharbeit funktionieren unsere beiden „nordischen Traktoren“ wieder. Dabei schnurrten die Motoren ohnehin immer brav – nur die Elektronik! Das waren noch Zeiten als wir einen ganz normalen Schlüssel zum Starten hatten. Tja aber jetzt geht es uns wieder gut. Wir senden euch ganz liebe Grüße aus einem eher kühlen und regnerischen Tonga.

  • manfred sagt:

    Hallo ihr Lieben
    Solltet doch einen Mercedes kaufen der Volvo ist doch nur ein nordischer Traktor. 🙂
    Wir hoffen, dass euer Motor bald wieder läuft und ihr von Neuseeland weg kommt.
    Bei uns wird es jetzt ganz plötzlich Sommer, wir haben um die 30 Grad und können in der Sonne liegen.
    Vor drei Wochen hat es beim Georg in Hinterglemm noch gescheitert, das Wetter ist richtig verruckt.
    Wir wünschen euch eine gute Weiterreise und werden eure Berichte aufmerksam lesen.
    Liebe Grüße M&M

    P.s. meistens sind Brigitte und Andrea schneller beim lesen, als ich, und fragen mich was mit euch los ist. 🙂