Vavau

05. – 11.06.2012

Nach einer recht flotten Überfahrt erreichen wir Neiafu so gegen 16 Uhr und finden auch noch eine freie Mooringboje vor der Stadt. Wieder einmal ist sowohl unsere Cul8r als auch ihr Skipper kräftig eingesalzen worden. Doch nach einer ausgiebigen Dusche sind zumindest der Kapitän und die Bordfrau wieder landfein und so wandeln wir auf bekannten Pfaden vom letzten Jahr. Sogar die tonganische Familie, welche im letzten Jahr unsere Wäsche gewaschen hat, erkennt uns wieder. Natürlich lassen wir uns gerne überreden, ihre Dienste wieder in Anspruch zu nehmen. Nach dem Abendspaziergang setzten wir uns in eines der Lokale am Wasser und genießen den Blick über die Bucht und das ausgezeichnete Essen.

ein vertrauter Blick

ein vertrauter Blick

Einsamkeit kommt hier keine auf – mindestens 30 Segler mit der „World ARC Flagge“ belegen einen Großteil der Bojen. Viele davon sind erheblich größer als unsere Cul8r – tauschen wollen wir trotzdem nicht. Etwas mehr als ein Jahr dauert ihre Weltumsegelung die sie im Rudel, in gut organisierten Etappen, bewältigen. Da ist uns unsere Art zu reisen und zu leben schon erheblich lieber.

mein Lieblingsbaum

mein Lieblingsbaum

Neiafu und die umliegenden Ankerplätze haben wir im letzten Jahr ausgiebig genossen und so wollen wir diesmal unseren Aufenthalt kurz halten. Darum ist das Programm für den nächsten Tag dicht gedrängt. Einklarieren, das bedeutet in unserem Fall nur zum Zoll, dann zum Bäcker (der hat gute Mehlspeisen und ganz ordentliches Brot), auf den Markt (Taro, Papaya und Bananen) und in den „Supermarkt“ (gefrorene Hühnerteile und Butter) einkaufen, danach fährt Edi mit dem Fahrrad die Gasflasche füllen und ich gehe ins Internetcafe die fälligen Berichte auf die Homepage laden. In rekordverdächtiger Zeit haben wir alles erledigt (vor allem beim Füllen der Gasflasche waren wir uns nicht ganz sicher, ob das so einfach klappt), das müssen wird abends mit einem kräftigen Sundowner begießen.
Hier können wir auch, wegen der mittlerweile warmen Nächte, unsere Decken gegen Leintücher austauschen – endlich Sommerfahrplan!

wer will eine Spritztour machen

wer will eine Spritztour machen

Da wir in der Stadt alles Wichtige erledigt haben, hält uns hier nichts mehr – unsere Haut schreit nach Salzwasser – also nix wie weg. Ein naher Ankerplatz bietet alles was wir uns wünschen – einen schönen Ankergrund und umliegende Korallen zum Schnorcheln – fast hören wir das Wasser zischen, als wir uns ins nasse Vergnügen stürzen.

hier ist was los

hier ist was los

Aber wir haben auch noch einen Auftrag hier zu erledigen. Die Insel Ofu beherbergt eine kleine Familie (Großmutter mit Enkerl) für die wir zwei Kisten und ein paar Spielsachen aus Neuseeland mitführen. Sie sind der Gruß der deutschen SY Vagabund – die in Neuseeland ihr Segel- Zigeunerleben beendet, und beim Ausräumen des Bootes an ihre tonganischen Freunde gedacht haben.

wer findet den Fehler

wer findet den Fehler

Als einziges Schiff ankern wir vor dem kleinen Dort und liefern nach vorheriger Ankündigung unsere „Mitbringsel“ ab. Etwas schüchtern werden die Sachen entgegengenommen und wir kommen zu der Überzeugung, dass es in Tonga nicht üblich ist, Geschenke gleich auszupacken. Erst als wir, nach dem knipsen einiger Bilder, mit den beiden Trinknüssen die uns Tala überreicht hat, wieder am Weg zum Boot sind, beschäftigen sich die beiden mit unseren Gaben.

und sie freuen sich doch

und sie freuen sich doch

An diesem Abend können wir ein – für uns völlig neues – Naturschauspiel beobachten. Als es Dunkel ist, steigen kleine Lichtpunkte aus dem Wasser an die Oberfläche wo sie sich zu großen hellen Kreisen ausbreiten um wenige Augenblicke später wieder zu verblassen. Nur cirka 10 Minuten sehen wir diese „Wassersterne“ rund um unser Boot auftauchen und verschwinden. Doch wir fühlen uns den ganzen Abend ein wenig verzaubert.

nach der Messe

nach der Messe

Der nächste Morgen bringt große, dicke, schwarze Wolken und Wasserfall-artigen Regen. Es kostet mich einiges an Überwindung trotzdem ins Dinghi zu steigen und – wie Anau und Tala versprochen – die Sonntagsmesse zu besuchen. Nur wenige Besucher teilen mit uns die Bänke und doch klingt ihr Gesang wie ein großer vielstimmiger Chor. Da würde so mancher Kirchenchor bei uns vor Neid erblassen. Auch der Priester lässt seinen Emotionen freien Lauf und hält eine tränenreiche Predigt. Der Großteil seiner Zuhörer nimmt sich seine lautstarken Worte jedoch nicht wirklich zu Herzen, sondern döst geruhsam vor sich hin. Nach Ende der Feier gibt es noch kräftiges Händeschütteln mit dem Priester und dann sind wir entlassen. Für kurze Zeit hat der liebe Gott ein Einsehen und wir kommen mit unserem Geschenk von Anau – einer Tapa (dünne bemalte Baumrinde) – fast trocken aufs Boot.

wir segeln auch im Regen

wir segeln auch im Regen

Gegen Nachmittag als der Regen wieder einmal Pause macht, fahren wir zurück nach Neiafu. Doch die Pause ist zu kurz und so legen wir den letzten Teil der Strecke im strömenden Regen zurück, was uns – als unsere Cul8r sicher an der Boje hängt – das Aussehen von gebadeten Ratten verleiht.

Eigentlich war geplant den Montag in Neiafu zu verbringen und am Dienstag Früh in Richtung Niuatoputapu abzufahren.

Doch der Wind macht uns wieder mal einen Strich durch die Rechnung. Entweder noch am Montag oder erst eine Woche später – wir entscheiden uns für Montag.

der Wochenmarkt

der Wochenmarkt

Also wollen wir möglichst schnell ausklarieren. Die erste Behörde – die Immigration – stellt unsere Geduld dann gleich auf die Probe, da der nette Beamte zwar sehr bemüht ist, allerdings ganz fieberhaft nach dem richtigen Formular fahndet. Nach einer halben Stunden Suche zeugt ein erleichterter „ha“ davon, dass er fündig geworden ist. Er hat in einem Winkel seines Aktenschrankes noch eine etwas zerknitterte Kopie einer Kopie gefunden – die er mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen glattstreicht, noch einmal kopiert und vor lauter Freude, diese neuerliche – schon etwas verblasste Kopie – gleich selbst ausfüllt.

Plaudergenossinnen

Plaudergenossinnen

Um die Verzögerung wieder wettzumachen, teilen wir uns jetzt – Edi geht zum Zoll und ich auf den Markt. Doch nicht Edi, sondern ich treffe den durch seine Uniform leicht erkennbaren Beamten plaudernd mit ein paar hübschen Verkäuferinnen.

Schwein gehabt

Schwein gehabt

Auch wenn sein Chef Edi darüber informiert, dass sein Mitarbeiter auf einem der an der Mole liegenden Boote „amtshandelt“ und gleich kommen wird. Edi soll nur die Boote nicht aus den Augen lassen, dann kann er ihn gar nicht verfehlen. Der sich seiner Arbeit wieder besinnende Zöllner taucht dann allerdings von der anderen Seite wieder auf – was für einige Verwirrung sorgt.

Tschau Vavau

Tschau Vavau

Nachdem die behördlichen Hürden gemeistert und alle notwendigen Einkäufe erledigt sind, verabschieden wir uns endgültig von den Vava`us und machen uns auf den 170 sm langen Weg zum der nördlichsten Hafen Tongas, nach Niuatoputapu – deren Riffpassage wir natürlich noch bei gutem Licht erreichen wollen.

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