23.04. – 06.05.2010
Mayaguana
Wir sind 10sm von dieser flachen Sandinsel entfernt und können noch nicht mal einen dunklen Strich am Horizont ausnehmen.
Die östlichste der ca. 700 Inseln der Bahamas hat eine Länge von 24sm, eine Breite von 6 sm und ca 400-500 Einwohner, die auf 3 „Orte“ im westlichen Teil verteilt leben. Der östliche Teil ist „Natur pur“ dorthin führt nicht mal eine Straße.
Ungefähr in der Mitte der Insel ist die durch Riffe geschützte 5sm lange Abrahams Bay, mit zwei Einfahrten, die besser nur bei hochstehender Sonne befahrbaren werden sollten. Vorsichtig tasten wir uns in die Nähe des einzigen Landungsstegs. Trotz unseres geringen Tiefganges müssen wir weit draußen ankern und mit dem Dinghi noch eine halbe Seemeile zurücklegen, um die Mole zu erreichen. Diese Zufahrt ist so flach, dass sie bei Niedrigwasser nicht mal mit dem Dinghi zu befahren ist.
Am Ende der Mole stehen einige verlassene Fischerboote mit starken Außenbordmotoren und eine Willkommenstafel. Außerdem finden wir eine Holzlatte mit Hinweistafeln zu den örtlichen Behörden und Sehenswürdigkeiten.
Die einzige verlassene Straße soll angeblich in den Ort führen und nach ca. 10 Minuten Fußweg sehen wir riesige Antennenmasten, vor denen die ersten Häuser stehen.
Hier sind alle wichtigen öffentlichen Behörden wie Polizei, Post, Telekommunikation und Zoll untergebracht. Wir werden freundlich begrüßt und verlassen mehr als eine halbe Stunde später die gut klimatisierten Räume, um eine Menge ausgefüllte Formulare reicher und um 300$ ärmer – die Bahamas verlangen die mit Abstand höchsten Gebühren für ein Cruising Permit. Ein kurzer Spaziergang entlang der „Hauptstraße“ führt uns an einigen bewohnten und unbewohnten Häusern vorbei. Laut gackernde Hühner kreuzen unseren Weg und einige verrostete Autos zeugen davon, dass dieser Ort schon bessere Zeiten gesehen hat.
Zurück am menschenleeren Strand finden wir etwas abseits des Steges den Friedhof mit ein paar verfallenen Gräbern unter hohen Palmen. Eidechsen huschen durchs vertrocknete Gras und viele große, von der Sonne gebleichte Conchs-Muscheln liegen überall verstreut.
Wieder zurück im Beiboot, navigieren wir vorsichtig durch die Flache Ausfahrt zu unserer Cul8r die auf 2 m Wassertiefe schwimmt. Der Schorchelausflug, auf den wir uns schon sehr gefreut haben, ist eher enttäuschend. Im kristallklaren 24 Grad kalten Wasser sehen wir nur Seegras, einige Seeigeln und ab und zu ein kleines huschendes Fischchen.
Wir lassen uns von den letzten Strahlen der tiefstehenden Sonne wärmen und freuen uns, dass die Tage jetzt langsam wieder länger werden. Erst um 19:15 Uhr versinkt die rote Scheibe hinter weißen Schäfchenwolken im Meer.
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Am nächsten Tag ankern wir ganz alleine im Schutz von West Plana Cay, eine der zahlreichen unbewohnten Inseln, die immerhin fast 3 sm lang ist. Bei einem langen Strandspaziergang versinken unsere Füße im feinen, teilweise rosarot schimmernden Sand
Der gute Wind, der leider auch in der Nacht nicht schlafen geht, treibt uns täglich so um die 50sm vor sich her. Edi ist ganz in seinem Element und sitzt die meiste Zeit am Steuerrad. Ich hätte lieber weniger davon und verbringe die Zeit des Segelns mit einem Hörbuch in liegender Position. Erst am späten Nachmittag, wenn der Anker gefallen ist, erwache ich zu neuem Leben und kümmere mich – nach einem Schnorchelausflug – um die Verpflegung der Mannschaft.
Clearence Town – die Hauptstadt der immerhin 80 sm langen Long Island – wird in blumiger Sprache in unserem Führer beschrieben. Wir freuen uns nach vier langen Segeltagen schon auf eine kleine Pause und planen ein Abendessen in einem der Restaurants.
Was wir jedoch vorfinden, erinnert uns eher an eine verlassene Geisterstadt. Gesperrte Geschäfte , menschenleere Straßen und eine wunderschöne Kirche, die aussieht als wäre sie aus Griechenland hierher versetzt worden.
Unser Spaziergang führt uns bis zur Marina. Kaum sind wir dort angekommen – treibt der plötzlich aufkommende Gewitterwind den Sand auf der Straße waagrecht vor sich her. Bange sehen wir auf unsere Cul8r, die in den Wellen der aufgewühlten Bucht heftig schaukelt, weil der Wind plötzlich um 180° gedreht und auf geschätzte 40 kn zugelegt hat. Die ersten starken Böen warten wir ab und kämpfen uns dann mit unserem Dingi wieder zurück zum Boot.
Völlig nassgespritzt schaffen wir es nur mit Mühe von unserem Beiboot auf die Cul8r zu kommen und das Dinghi wieder gut hinaufzuziehen. Der Wind ist immer noch um die 30kn und wir beschließen, unseren jetzt sehr schlechten Ankerplatz zu verlassen und queren die Bucht um im Schutz einer Insel wieder den Anker zu werfen. Im letzten Tageslicht kontrolliert Edi noch den Anker und dann setzen wir uns mit einem Drink auf die Terrasse um die aufgewühlten Nerven ein wenig zu beruhigen. Ringsum uns erhellen immer wieder Blitze den Nachthimmel. Als wir nach dem verspäteten Abendessen den Tisch abräumen, fallen – seit 3 Monaten – die ersten Regentropfen auf dieser Insel. Am nächsten Morgen ist der Spuk vorbei und die Sonne lacht wieder vom blitzblank geputzten Himmel. Erst beim Ankerlichten bemerkten wir, dass das Gewitter bleibende Spuren hinterlassen hat: der Schaft unseres 25 kg Rocna-Ankers ist um gute 10 cm verbogen.
Jetzt wollen wir aber wirklich in eine Stadt und machen uns auf den Weg nach George Town. Hier soll sich laut unserem Hafenhandbuch ein wahres Seglerzentrum entwickelt haben. Und wirklich, als wir die flache Einfahrt – unter Segel – hinter uns haben, öffnet sich vor unseren Augen eine große Bucht umgeben von kleineren Inseln mit vielen ankernden Motor- und Segelschiffen.
Begeistert stehe ich an Deck uns hole mir mit dem Fernglas die Boote näher heran. Freudig entdecke ich auf einem der Schiffe eine große rotweißrote Fahne, die lustig im Wind flattert. Beim Vorbeifahren winken wir uns zu und suchen dann ein schönes Plätzchen für unsere Cul8r.
Unsere Erwartungen bekommen einen kleinen Dämpfer, als wir uns am späten Nachmittag auf die Suche nach einem Restaurant machen. Aber wir finden bei unserem Spaziergang durch den Ort einen gut sortierten Supermarkt und mindestens 3 Friseurläden, nach denen wir schon seit einigen Wochen suchen.
Da sich kurz vor Sonnenuntergang , wo in der Karibik Sundowner und Happy-Hour angesagt waren, keine Touristen mehr auf der Straße zeigen und unser Beiboot ganz allein am Dinghisteg schaukelt, beschließen wir auch lieber nach Hause zu fahren. Essen gehen wäre zwar möglich gewesen, aber ein nettes Restaurant war sowieso nicht zu finden.
Beim Frühstück am nächsten Morgen kommen Hannes und Sabine – die beiden Österreicher – bei uns vorbei und wir werden für den Abend bei ihnen am Boot zum Grillen eingeladen. Nochmal fahren wir in die Stadt und diesmal herrscht mehr Betrieb. Der erste Weg führt uns zum Friseur.
Die Haare mit ein wenig Wasser nass gespritzt und dann geschnitten – in nicht mal einer halben Stunde stehen wir beide wieder auf der Straße. Wie gut uns die junge Dame geschnitten hat sehen wir erst nach dem Haarewaschen.
Mit Sabine und Hannes liegen wir genau auf einer Linie – es tut gut wieder mal deutsch sprechen zu können (http://www.segelyacht-cayenne.at/). Es wird ein langer Abend, an dem wir uns auch gleich für den nächsten verabreden, wo wir gemeinsam mit einem amerikanischen Pärchen zum Essen auf die andere Seite der Bucht fahren wollen.
Da das Beiboot der Cayenne, einer Amel Santorin, mit der Sabine und Hannes seit vier Jahren unterwegs sind, den stärkeren Motor hat, nehmen wir ihre Einladung zum Mitfahren gerne an. Für unser Dinghi wäre diese Fahrt – bei doch recht ansehnlichem Wind – ca. 1,5 sm quer über die Bucht kaum möglich gewesen.
Doch die Strecke lohnt sich – bei verschiedenen Ständen bekommen wir vom frisch zubereiteten Cochsalat bis zu Sparerips und Drinks alles was unser Herz begehrt.
Gegen Wind und Welle geht die Fahrt später wieder zurück – salzwassergeduscht und glücklich erreichen wir unser Boot und freuen uns über den Luxus der Borddusche.
Der Abschied von Sabine und Hannes am nächsten Tag fällt nicht schwer – wir haben die gleiche Strecke vor uns und werden uns sicher bald wieder sehen.
Nochmal tauchen wir ein in die Einsamkeit der kleinen Inseln der Bahamas. die wie dunkle Perlen im türkisblauen Wasser schimmern. Auch das Anglerglück ist uns hold – der gefangene Baraccuda wird jedoch wieder in die Freiheit des Meeres entlassen – zu groß ist die Gefahr, sich damit zu vergiften.
Ciguatera heißt das Algengift, welches diese Räuber über den Umweg der gefressenen Rifffische zu sich nehmen und im Körper speichern. Für die Fische ungefährlich, kann es bei Menschen Übelkeit, Durchfall und Lähmungserscheinungen hervorrufen. Das wollen wir nicht riskieren.
Aber wir haben nochmals Glück. Wir teilen unsere Bucht mit einem 2. Segelboot deren Besatzung ihren Fang – einen Dolphinfisch (Makrele) – mit uns teilt. Sie haben noch einen vom letzten Tag. So kommen wir zu einem guten, wenn auch starken Drink und einer halben Goldmakrele die wir gegen einen halben frisch gebackenen Kuchen und einer Flasche Wein tauschen.
Sebastian, Johann (aus Frankreich) und Edi aus USA sind Langfahrtsegler auf Zeit. Wir wünschen uns gegenseitig gute Fahrt, als sich unsere Wege am nächsten Tag wieder trennen.
Der Empfehlung eines Amerikanischen Paares folgend, machen wir einen kurzen Abstecher zu Major`s Spot um die dort bekannten schwimmenden Schweine mit Karotten zu füttern. Es hat schon was, diese riesigen Tiere im Wasser zu sehen – aber es sind und bleiben halt nur Schweine – wenn auch durch das häufige Bad im Meer sicher ganz besonders saubere.
Durch das Labyrinth der Inseln suchen wir uns dann unseren Weg nach Wanderick Wells. Dieses sehr bekannte Unterwasser-Naturschutzgebiet hat uns Jeff und Kami, die wir auf den Caicos getroffen haben, wärmstens ans Herz gelegt.
Hier können wir endlich wieder mal nach Lust und Laune Schnorcheln. Wir entdecken ein kleines Flugzeugwrack in dessen Nähe sich nicht nur Fische sondern auch zwei besonders schöne große Langusten tummeln.
Im Aquarium, einen bei den Fischen offensichtlich sehr beliebten kleinen Riff vor einer Insel, gehen wir zwei Mal Schnorcheln.
An diesem Ankerplatz treffen wir auch Sabine und Hannes wieder und verbringen einen gemütlichen Abend bei uns am Boot.
Da wir unseren Florian am 7. Mai in Nassau erwarten, wollen wir weiter.
Allans Cay – die Leguaninsel erreichen wir unter Spi. Noch am späten Nachmittag besuchen wir die kleinen Drachen, welche sich dort in der Abendsonne räkeln.